Arbeitsgemeinschaft „Kunst am Bau“

Arbeitsgemeinschaft „Kunst am Bau“ – Zwischen Lob und Kritik

Eine Reportage von Lea Krempin. Leistungskurs Deutsch 11.

Die weißen Holztische im Kunstraum der Schule sind zugestellt mit etlichen Farbtuben, Pinseln, Kohlestiften, Papierbögen, Abklebeband und Zeichenwerkzeugen, der Duft von frischer Farbe liegt in der Luft und erfüllt den großen Kunstraum. Die Teilnehmer der „Kunst am Bau- Arbeitsgemeinschaft“ arbeiten lebhaft und harmonisch an verschiedenen Wandgestaltungen innerhalb des Schulgebäudes zusammen, respektieren die Meinungen der anderen und bringen selber ihre kreativen Vorschläge in die Planung und Realisierung der Kunstprojekte mit ein, obgleich hier Schüler aller Jahrgangsstufen aufeinandertreffen. Die Gesichter der Schüler sind bedeckt von einer dünnen Kohleschicht, man hört und sieht fröhliche, lachende Kinder mit bemalten Kitteln durch die sonst stillen Gänge der Schule rennen.

„Wir entwickeln und realisieren Projekte mit dem Ziel, das Aussehen unserer Schule im Gebäude und auf dem Schulgelände für alle aktuellen und zukünftigen Schüler und deren Eltern in ihrer Attraktivität zu steigern.“ Mit diesem Anspruch trafen sich die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums Bad Ems im September 2016 zum ersten Mal zur Arbeitsgemeinschaft „Kunst am Bau“. In der von Biologie- und Kunstlehrer Markus Pfaff  ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft treffen sich mit Unterstützung der Englisch- und Französischlehrerin Franziska Haas wöchentlich Schüler und Schülerinnen aller Klassenstufen, deren Interesse, laut René Ciuk, Carina Kerbs und Johanna Vogel, in der „Zusammenarbeit und Kreativität“ liegt.

In Angriff genommen werden die Neugestaltung des Foyers und der verbindenden Flure zwischen Hauptgebäude und Neubau. Die Schüler investieren dabei gerne wöchentlich donnerstagnachmittags in der Schule und zu Hause Zeit in die Umsetzung ihrer Ideen. Die sechzehnjährige Johanna Vogel aus der Klassenstufe neun formulierte zur Frage, inwiefern die Arbeit an den einzelnen Projekten eine extra Belastung ist, eine Aussage, die von vielen Schülern geteilt wird: „Wenn man viel in der Schule machen muss, Arbeiten schreibt und lernen muss, wird es oftmals schwierig, alles unter ein Dach zu bekommen.“ Es gibt auch sehr lobenswerte Seiten an der Arbeitsgemeinschaft, die von René, Carina, Johanna und dem gesamten Team hervorgehoben werden: zum einen, dass die Arbeitsweise in der Gruppe von großer Freiheit geprägt sei, auch wenn man, wie die Gruppenmitglieder betonen, durchaus auf Wünsche und Meinungen der AG-Mitglieder und der Leitung der AG Rücksicht nehmen müsse, zum anderen „die neuen Kontakte innerhalb der gesamten Schule“ und „die planvolle und strukturierte Arbeit innerhalb der Gruppe“.

Das größte Projekt der Arbeitsgemeinschaft ist die Neugestaltung des Foyers, um den Ansprüchen an einen Ort der Kommunikation und des Austausches untereinander gerecht zu werden. Der aktuelle Eingangsbereich ist derzeit noch trist, dunkel und in die Jahre gekommen. An den farblich unterschiedlich gestalteten Wänden hängt eine wahllose Zusammenstellung von Raumschildern, Auszeichnungen und Gedenktafeln, weshalb dieser wichtige Raum ungemütlich und wenig einladend wirkt. Eine Dreiergruppe von Teilnehmerinnen, welche sich mit der Gestaltung des Foyers beschäftigt, Markus Pfaff, ein Tischler und ein Handwerker, entwickelte zusammen neue Konzepte für das Foyer.

Das erste Konzept „Licht lockt Leute“ soll eine indirekte Beleuchtung und neue Lichtakzente in den Raum bringen, den Raum so optisch verschönern und vergrößern. „Form und Farbe“ lautet das zweite Konzept, durch das die zusammengewürfelte Farbpalette aus verschiedenen Grün-, Rot-, Blau-, Gelb- und Brauntönen reduziert wird auf die Farben des Corporate-Designs rot, blau, weiß und grau, um ein einheitliches, schulinternes Farbkonzept zu entwickeln. Des weiteren sollen noch verschiedene andere Elemente, wie zum Beispiel die Farbe der Heizungen im Foyer verändert werden, um die Attraktivität zu steigern. Als drittes Konzept stellt sich die Gruppe neue Funktionen von neuen Sitzinseln, Vitrinen und der jetzigen schwarzen MSS-  und Informationstafeln vor, die das Foyer einerseits gemütlicher und darüber hinaus funktioneller machen.

Die Wände der Schule werden von den Schülern nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestaltet, sie müssen selbst Zeit und Arbeit investieren, damit ihre Werke in nächster Zeit fertiggestellt werden, um weitere Wände in Anspruch zu nehmen. Dem Leiter der Arbeitsgemeinschaft ist es jedoch wichtig, besonders im Foyer einen Bezug zur Schule herzustellen, weshalb in einen ersten Entwurf viel Arbeit und Zeit investiert wurde, die jedoch „teilweise sehr sinnlos investiert wurde“- so das Empfinden der Schülergruppe: „Wir haben uns viel Mühe gemacht, um den Anforderungen gerecht zu werden, doch war die negative Kritik zu hoch, sodass sogar Lehrer mit verwirrten Gesichtsausdrücken auf uns zu kamen. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, die einzelnen Bilder von der Wand zu nehmen.“ Ihr Kunstlehrer spricht ihnen neuen Mut zu, bestärkt die Dreiergruppe, bestehend aus Mädchen der jetzigen zehnten und elften Klasse, in ihren Ideen und versucht eine gemeinsame Lösung in Form professioneller Unterstützung des Graffiti und Streetart-Künstlers Moritz Winkler, auch bekannt als Radik42, zu finden, welcher in Kontakt zu einer Schülerin steht. Zusammen mit anderen Schüler/innen werden im Rahmen eines Workshops die Grundlagen des Graffitis erarbeitet und ein Konzept für eine Wand im Foyerbereich entwickelt, welches von den Teilnehmer/innen mit Hilfe des Künstlers und der Schülerin gesprayt werden soll.

Die einfarbigen Wände des Foyers stehen im direkten Kontrast zu den kreativen und frei gestalteten Wänden der Flure und erst so wird den anderen Schülern die Arbeit und Mühe bewusst, die ihre Mitschüler in ihre Kunstwerke investieren. Somit sieht man nachmittags, wie die Schüler in den Fluren voller Freude und einer grenzenlos erscheinenden Phantasie vor einer gelben Wand stehen.

Die Arbeit in der „Kunst-am-Bau-Arbeitsgemeinschaft“ ist vielseitig: zum einen soll die Kreativität der Schüler nicht eingeschränkt werden, sodass sie frei, mutig und mit Spaß ihre Schule verschönern können, andererseits ist die Kritik von Hauspersonal, Lehrern und Schülern sehr intensiv, so dass die Arbeit zum Wohle aller herausfordernd wird. Wir „lassen (...) negative sowie positive konstruktive Kritik auf uns wirken und entwerfen eventuell sogar Kompromisse“, sagt René, um die Schule nach der Zielsetzung von Markus Pfaff „in ihrer Attraktivität zu steigern - für alle aktuellen und zukünftigen Schüler und deren Eltern.“

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