Auf den Spuren Luthers im mittelalterlichen Worms
Anlässlich des 500- jährigen Jubiläums der Reformation begaben sich zwei Geschichtskurse der 11. Jahrgangsstufe des Goethe-Gymnasiums Anfang März nach Worms – im Mittelalter eine der bedeutendsten deutschen Städte; im Jahr 1521 zudem der Ort dramatischer Ereignisse, als Martin Luther auf dem dortigen Reichstag seine Thesen vor dem Kaiser verteidigen musste.
Bei kühlen Temperaturen und böigem Wind fiel es zunächst schwer zu glauben, dass bereits Kelten und Römer das milde Klima in „Borbetomagus“, so der alte Name der Stadt, zu schätzen wussten. Die Stadtführung begann auf dem Marktplatz, wo zur Blütezeit der Staufer im Hochmittelalter reges Treiben herrschte. Weithin zu sehen war der Dom, an dessen Rückseite sich nach dem Heldenepos der Nibelungen der Königinnenstreit zwischen Kriemhild und Brunhild zugetragen haben soll. Die Erbauung des Domes erfolgte in mehreren Phasen vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Das Gebäude weist daher sowohl Elemente der romanischen wie der gotischen Baukunst auf. Unheimlich wirken bis heute die Dämonenfratzen an der Außenfassade, die das Böse abhalten sollen. Der Dom war für die Menschen nicht nur von religiöser, sondern auch von ganz praktischer Bedeutung: an seiner Außenwand war die Länge des königlichen Fußes, oder auch dessen Elle sichtbar markiert gewesen. Sie diente auf dem angrenzenden Marktplatz als Maßeinheit zum Handeln mit Waren. Im Innern der Bischofskirche gab es in der Gruft vier Sarkophage der Salierkönige zu bestaunen. Anhand zweier Wandreliefs konnten die unterschiedlichen Gestaltungskriterien des Mittelalters und der Renaissance – streng schematisch vs. Menschen mit individuellen Zügen – gut verglichen werden. Der weitere Verlauf der Führung führte vorbei an der Magnuskirche, der ältesten evangelischen Kirche Südwestdeutschlands, durch den ehemaligen Stadtgraben, der die Stadt vor Feinden schützte, aber auch als „Mülldeponie“ diente, bis hin zum Judenfriedhof „Heiliger Sand“. Die Gräber bekannter Rabbiner auf diesem ältesten europäischen Judenfriedhof werden noch heute rege besucht. Nicht weit entfernt befindet sich der Heylshofgarten, wo Martin Luther im damaligen Bischofshof seine Lehren widerrufen sollte – und verweigerte. Ein imposantes Denkmal ehrt ihn und andere Unterstützer der Bewegung, wie Philipp Melanchton und Johann Reuchlin. Den Abschluss der Exkursion bildete die Sonderausstellung im Museum Heylshof, die mittels einer digitalen Rekonstruktion das spätmittelalterliche Worms auf faszinierende Weise zum Leben erweckt.
Abschließend ist zu sagen, dass Worms auf verschiedenste Weise, ob als Nibelungen-, Luther- oder Stauferstadt, eine Reise wert ist, besonders im Reformationsjahr 2017!
Bericht von E. von der Heydt