Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnete der Historiker Ernst Schulin den weltumspannenden Krieg, der von 1914-1918 wütete und der die globalen Machtverhältnisse und die internationalen politischen Strukturen nachhaltig und massiv veränderte.  Nationalistische Machtpolitik und Industrialisierung gebaren eine neue Art des Krieges, der die Abnutzung von Material und Mensch als probates Mittel für einen militärischen Sieg verstand.  Kaum ein anderer Ort steht so symbolhaft für diese Art des Krieges, wie die französische Stadt Verdun. Als Blutpumpe oder Knochenmühle wurde die Schlacht von Verdun bezeichnet, in der vermutete 380.000 Menschen zwischen Februar und Dezember 1916 ihr Leben ließen.

Heute ist Verdun die Narbe in der Mitte Europas, die als Mahnmal gegen die Folgen des chauvinistischen Nationalismus steht und die Völker an ihre Verantwortung für den Frieden auf dem europäischen Kontinent erinnert.

Die Schülerinnen und Schüler zweier Leistungskurse aus der MSS 13 des Goethe-Gymnasiums Bad Ems machten sich vom 28.8. bis zum 29.8. zusammen mit den Geschichtslehrern Kay Gutjahr und Thomas Wittfeld auf den Weg nach Verdun, um die Bedeutung des Ersten Weltkrieges für Europa und die Welt näher zu erkunden.

Am Vormittag besuchte die Schülergruppe zunächst die Stadt Verdun. Zahlreiche Gedenkstätten wie das Comité Mémorial Verdun, zeugen auch in der Stadt von einer gelebten Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg. Darüber hinaus besuchte die Gruppe auch die Kathedrale von Verdun, die im Jahre 1147 von Papst Eugen III. eingeweiht wurde.

Im Anschluss fuhren die Abiturientinnen und Abiturienten zu den Schlachtfeldern des östlichen Marne-Ufers. Einen guten inhaltlichen Einstieg bot hier das Mémorial de Verdun, ein Museum und eine Gedenkstätte für die Schlachtfelder von Verdun, in dem sehr anschaulich durch viele Exponate das Leiden und Sterben in den Schützengräbern von Verdun dargestellt wird. Das Museum wurde bis 2016 komplett überarbeitet und renoviert und im Zuge der Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag, an dem auch der französische Staatspräsident François Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahmen, wiedereröffnet.

Vom Mémorial ging es dann für die Gruppe des Goethe-Gymnasiums zum Fort Douaumont, das in der Schlacht von Verdun schwer umkämpft war. Auch wenn das Fort durch starken Artilleriebeschuss zum Teil stark beschädigt wurde, kann man auch heute noch das Innere der Anlage besuchen und sich einen Eindruck davon verschaffen, wie bis zu 3000 Soldaten dort hausten und kämpften.

Den Abschluss der historischen Verdun-Exkursion bildete der Besuch des Beinhauses von Verdun. Das von den Architekten Léon Azéma, Jaques Hardy und Max Edrei entworfene Gebäude wurde 1932 eingeweiht und stellt ein in die Erde gestoßenes Schwert dar, bei dem nur noch der Griff herausragt. Das Fundament des Gebäudes bilden die von außen sichtbaren Gebeine von ca. 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten. Vom Beinhaus blickt man auf einen französischen Soldatenfriedhof, auf dem 16142 Gräber angelegt sind.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich an der Thematik sehr interessiert, artikulierten aber auch die Beklemmungen, die von den Mahnmalen und Gedenkstätten ausgingen. „Ich halte den Besuch von Verdun für unsere Schülerinnen und Schüler gerade gegenwärtig für sehr wichtig. In einer Zeit europäischer Krisen und eines wiedererstarkenden Nationalismus in einigen europäischen Ländern, ist es gut, sich die Auswirkungen von Chauvinismus und Weltmachtstreben zu vergegenwärtigen. Verdun steht für mich symbolhaft für eine Verpflichtung an den europäischen Gedanken.“, erläutert der stellvertretende Schulleiter Thomas Wittfeld die Zielsetzung der Exkursion nach Verdun, die auch durch Mittel der Leifheit-Stiftung aus Nassau ermöglicht wurde.

 

Thomas Wittfeld

 

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