Eastbourne – wir kommen!

Schulfahrt nach Südengland vom 15. bis 19. Mai 2017

Gewiss, wir kommen, das heißt, wir kamen! Aber nicht so zeitig und zügig, wie wir es geplant hatten.

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben!“ – Ja, erlebt haben wir eine ganze Menge, vor allem Überraschungen. Der Morgen unserer Abreise begann um kurz vor sieben gut gelaunt und voller Erwartungen auf der Silberau. 46 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 bestiegen gemeinsam mit ihren drei begleitenden Lehrern frohen Mutes den Bus, der sie auf die britische Insel bringen sollte, um dort für ein paar Tage Land und Leute, Kultur und Sprache näher kennen zu lernen. Alles war perfekt: Die Stimmung im Bus war zunächst ein wenig schläfrig, dann immer munterer und fröhlicher; alle freuten sich auf den Aufenthalt an der englischen Südküste. Unser Busfahrer, Carsten, steuerte sicher und routiniert seinen Bus, wirkte gut gelaunt und optimistisch, und so kamen wir pünktlich in Calais an, um die Fähre nach Dover zu nehmen. Und genau hier erlebten wir unsere erste Überraschung: Statt direkt, wie sonst üblich, durch die Grenzkontrolle auf das Schiff fahren zu können, wurden wir zusammen mit etwa 50 anderen Bussen auf einen weit abgelegenen Platz geführt, wo wir warteten … und warteten … und warteten. Unsere gebuchte Fähre fuhr ohne uns über den Kanal. Pech, die ist weg! Ständig schauten wir mit bangen Blicken zur Uhr und hofften, die nächste Fähre bekommen zu können. Doch nichts tat sich. Die Zeiger rückten unerbittlich vor, Stunde um Stunde verging und wir warteten immer noch. Niemand konnte oder wollte uns sagen, warum es zu dieser Verspätung kam. Erst später erfuhren wir, dass auf französischer Seite erhöhte Sicherheitskontrollen für die ausreisenden französischen Schülergruppen durchgeführt wurden und dass die Fähren wohl überbucht waren. Als wir endlich nach sieben Stunden Wartezeit auf der Fähre waren, wirkten alle ein bisschen müde und erschöpft, aber erleichtert und glücklich. Nun schien dem Ziel unserer Reise nichts mehr im Weg zu stehen. Da es schon dunkel war, als wir die Küste Englands erreichten, war von den „white cliffs of Dover“ leider nichts mehr zu sehen, aber das spielte zu diesem Zeitpunkt auch keine Rolle mehr. Was uns Lehrer am meisten überraschte und freute, war die Tatsache, dass die Schüler trotz der zugegebenermaßen nervigen Situation ihre Fröhlichkeit, gute Laune und Vorfreude nicht verloren hatten und tapfer lächelten und der Dinge harrten, die da noch kommen mochten. Dickes Kompliment, das war großartig!

Da wir statt um 19 Uhr erst um 2 Uhr nachts in Eastbourne ankamen, mussten die englischen Familien lange auf ihre Gastschüler warten. Die meisten hatten geduldig ausgeharrt und holten die Schüler am Busparkplatz ab, einige wenige wurden mit Taxis zu den Gasteltern gebracht.

Der nächste Tag begann wegen der vorgeschriebenen Ruhezeit des Busfahrers erst gegen Mittag, aber er  belohnte uns mit frischer Seeluft,  viel Sonnenschein und atemberaubenden Blicken auf die „Seven Sisters“ für die Anstrengungen der Anreise. Die Klippenwanderung von „Birling Gap“ bis „Beachy Head“ in Schwindel erregender Höhe bildete sicher den Höhepunkt des Tages. Anschließend gab es genügend Freizeit, um sich in dem beschaulichen Städtchen Eastbourne umzuschauen, zu shoppen, über den Pier oder den Strand zu bummeln und zu entspannen. Den Abend verbrachten die Schüler in ihren Gastfamilien und gingen sicherlich recht zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen starteten wir bereits um 7 Uhr in Richtung London.

Wie schon im letzten Jahr brachte der Bus uns nach Greenwich, um von dort mit den „Riverbus“ auf der Themse in das Herz der Metropole zu gelangen. So konnten wir den morgendlichen Berufsverkehr umgehen und schon einige Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus bestaunen. Bei grau-verhangenem Himmel und teilweise heftigem Regen fuhren wir unter der Towerbridge hindurch und machten uns dann zu Fuß auf, an Downing Street Number 10 vorbei, zu Westminster Abbey und Big Ben, bis zum Trafalgar Square. Nach dieser ersten gemeinsamen Erkundungstour hatten die Schüler Gelegenheit, selbstständig in Kleingruppen das pulsierende Leben der Großstadt zu erkunden. Um 16 Uhr kamen wir am Buckingham Palace zusammen, um die Wachablösung „Changing of the Guards“ anzuschauen, die leider ausfiel, wohl wegen des teilweise heftigen Regens. Da der Union Jack, die englische Flagge, über dem Palast wehte, weilte die Königin wohl im Hause, und einige Schüler glaubten, sie hinter der Gardine gesehen zu haben.

Abenteuerlich war dann die Fahrt mit der „Tube“ von Westminster Station zurück nach Greenwich North: Wir haben es tatsächlich alle 49 geschafft, uns in eine U-Bahn zu drängen und gemeinsam am Bus anzukommen. Erschöpft und voll der neuen Eindrücke traten wir die Fahrt zurück nach Eastbourne an.

Am Donnerstag stand  Brighton auf dem Programm. Wo im letzten Jahr noch das Brighton Wheel, eine kleine Ausgabe des London Eye, zu einer Fahrt einlud,  erwartete uns wieder eine Überraschung: Das Riesenrad war abgebaut, stattdessen gibt es jetzt den „British Airwaysi360“, einen 173 Meter hohen Aussichtsturm, der im August 2016 eröffnet wurde. Die verglaste Aussichtskanzel fährt bis zu einer Höhe von 138 Metern und bietet einen unvergleichlichen Ausblick auf Brighton und die Umgebung. Bis auf einige wenige nicht Schwindelfreie genoss die Gruppe diese neue Attraktion.

Auch dieses Mal verging die Zeit viel zu schnell – nach drei Tagen Aufenthalt mussten wir schon wieder die Rückfahrt antreten, die glücklicherweise entspannter verlief als die Anreise, sodass wir relativ pünktlich am Freitagabend wieder in Bad Ems eintrafen.

Die Schüler waren sich einig, dass die Reise ein gelungener Ausflug auf die britische Insel war, weil sie erste Eindrücke von einem Land und dessen Kultur gewinnen konnten, das die meisten bisher nur aus dem Schulbuch kannten. Ein Schülerkommentar zum recht regnerischen englischen Wetter lautete: „Ich habe nichts anderes erwartet, also kann ich auch nicht enttäuscht sein.“

Eins steht fest: Eastbourne, wir kommen wieder!

Auch 2018 ist wieder eine Schülerfahrt der Klassenstufe 10 nach Südengland geplant.

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