Exkursion in eine dunkle Vergangenheit

Am ersten Schultag des neuen Jahres 2024 besuchten die Klassen 10a und 10b die Gedenkstätte Hadamar, eine ehemalige Nervenheilanstalt, in der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs psychisch erkrankte und mental retardierte Menschen als „lebensunwerte Individuen“ von den Nationalsozialisten planmäßig und grausam ermordet wurden.

Bereits bei der Ankunft und dem Betreten des doch sehr gewöhnlich wirkenden Gebäudes war eine beklemmende Atmosphäre zu spüren. Während des folgenden Rundgangs erläuterte uns die Fremdenführerin die Geschichte der Einrichtung, die sich dort ereigneten Tragödien vieler hilfloser Patienten und Patientinnen und den organisierten Ablauf ihrer Ermordung. Die letzte Station des Rundgangs bestand in den Kellerräumen des Gebäudes, damals ausgebaut zur Tötung Tausender. Die niedrigen Decken, der steile Abstieg in eine Welt, die eine zutiefst verabscheuungswürdige Seite des Menschen zum Vorschein bringt. Das bedrückende Gefühl, an einem Ort zu stehen, der für viele Menschen das Ende bedeutete, war ein einschneidendes und bewegendes Erlebnis. Der Wahn einer absoluten „Reinigung der Rasse“ fand hier seinen traurigen Höhepunkt. Nach einer kurzen Pause beschäftigten wir uns in Gruppen mithilfe von verschiedenen Biographien und Gegenständen, ausgeteilt von unserer Fremdenführerin, mit der Geschichte einzelner Personen, die in der Einrichtung gelebt haben und gestorben sind. Im Anschluss präsentierte jede Gruppe die ihr zugeteilte Person. Die bewegenden Schicksale der Frauen, Männer, sogar Kinder und deren Vergangenheit zeigten abermals, wie zerstörerisch und rücksichtslos sich ein System, von Menschen erschaffen und von Menschen unterhalten, entfalten kann. Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch des Massengräberfriedhofs auf dem Hügel hinter der Einrichtung und eine kurze Reflexion aller Schüler über die Erlebnisse des Tages. Alle zeigten Bestürzung über das dort Geschehene und halten das Erinnern an die Gräueltaten für absolut wichtig.

 

Text Joel Supp, 10b
Bild Teresa Faßbender

Zurück