Autor Stefan Gemmel besucht das Goethe-Gymnasium

„Befreiungsschlag“ in der Bibliothek – Lebendiges Lesen schafft Literaturbegeisterung

Stefan Gemmel, mehrfach ausgezeichneter Kinder- und Jugendbuchautor, war am Mittwoch, 27. November 2019, zu Gast bei Siebtklässlern des Goethe-Gymnasiums

Ungewöhnlich voll – die Bibliothek, ungewöhnlich leise, ungewöhnlich fokussiert – so zeigten sich die Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen, die sich am Mittwochmorgen in der Bibliothek des Goethe-Gymnasiums eingefunden hatten, als Stefan Gemmel, zunächst begrüßt durch Schulleiterin Christa Habscheid, vor sie trat.

„Ich finde, dass man solche Themen öfters ansprechen sollte.“ (J. D.)

Im Rahmen der Lese- und Literaturförderung unserer Schule waren alle siebten Klassen unter Begleitung ihrer Deutschlehrerinnen Britta Fuhr, Anna Holly und Benedicte Schödl in die Bibliothek gekommen, um dem renommierten Autor, Stefan Gemmel, bei der Präsentation seines 2017 im Arena-Verlag erschienenen Jugendromans „Befreiungsschlag“ zu lauschen, in dem es um einen siebzehnjährigen Schlägertypen, Maik, geht, der aufgrund einer Prügelattacke verurteilt und zu 80 Stunden Anti-Gewalttraining verpflichtet wurde.

„Das Beste war, dass Stefan Gemmel nicht nur vorgelesen hat, sondern viel erklärt und auch Situationen nachgespielt hat.“ (Finn Gerharz)

„Stefan Gemmel hat gute Beispiele gegeben und mit uns kommuniziert.“ (Getuart Borovci)

Spürbar groß war das Staunen der Zuhörer darüber, dass an diesem Morgen nicht das klassische Schema Lesen – Zuhören – Fragen stellen angesagt war, sondern dass Gemmel die jungen Leser und Leserinnen sowohl durch seine mitreißend-herzliche als auch inhaltlich-fesselnde Lesedarbietung beeindruckte. Engagiert und stimmgewaltig, so dass sich keiner der Zuhörer entziehen konnte, berichtete Gemmel zunächst von den Entstehungshintergründen des Romans, in dem es um straffällig gewordene Jugendliche geht, denen es gerichtlich ermöglicht wird, mit Hilfe eines Anti-Gewalt-Trainings (AGT) ihr Leben nach einer Straftat, die gerichtlich geahndet worden ist, (wieder) in den Griff zu bekommen.

„Mir hat die Lesung gut gefallen, weil man sehr viel über das Leben von Straftätern erfährt.“ (M. W.)

„Ich fand sehr gut, dass er die Geschichte, die hinter dem Buch steht, erzählt hat.“ (Liam Neithöfer)

Authentisch und dadurch besonders spannend für die jungen Leser wird die Geschichte aufgrund ihrer Authentizität, denn der Autor hat an einem Anti-Gewalt-Training, das der Emser Jugendpfleger Uwe Zissener durchführt, als Gast teilgenommen und auf diese Weise die Gelegenheit gehabt, hautnah zu erleben, zu sehen, zu fühlen, wie es den Jugendlichen geht, welche Geschichte sie hinter sich haben und in welchem Teufelskreis sie stecken, vor allem aber: wie sie aus dieser Spirale der Gewalt ausbrechen können. Daraus ist ein Buch geworden. Auch in einem Gefängnis in Brandenburg hat Gemmel recherchiert, um seine Charaktere und deren Geschichte möglichst authentisch darstellen zu können. „Dem ersten Schlag geht meistens eine Geschichte voraus …“, so Gemmel, und die Zuhörer waren gebannt ob der anschaulich-erschreckenden Performance, die ihnen geboten wurde, um auf die Bedeutsamkeit des Jugendromans aufmerksam zu werden. Auch, als zwei Schüler nach vorne gebeten wurde, um unter Anleitung des Autors zu präsentieren, auf welche Weise Spannungen – mit Hilfe eines „Gummibandes“ – analysiert werden können, war die Aufmerksamkeit eine ganz große. „Nach dem ersten Schlag geht's mir gut …“, so zitierte Gemmel einen straffälligen Jugendlichen – und schaffte es auf diese Weise erneut, die Jugendlichen zu bannen: Was geschieht dann? — Emotional, sozial- und gesellschaftskritisch, aktuell und fesselnd: Der „Befreiungsschlag“ – den Gemmel mit geballter Energie als engagierter Autor, der sich über seine Literatur (hinaus) für ein gelingendes Zusammenleben einsetzt – zeigte große Wirkung bei der Zuhörerschaft, nicht zuletzt erkennbar an den zahlreichen Fragen und Redebeiträgen, die bei den Schülerinnen und Schülern ausgelöst wurden.

„Ich habe auch viel gelernt und kann mich jetzt viel besser in die Leute, die in diesem Kurs waren, hineinversetzen.“ (Bodie Normann)

Sehr deutlich wurde so die Bedeutung des Lesens als Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Welt und Mensch, als Beitrag zur Werterziehung und zu einem gelingenden Miteinander. Nicht nur am Goethe-Gymnasium!

„Die Lesung von Stefan Gemmel fand ich persönlich außergewöhnlich, denn er hat nicht wie manch anderer Autor nur hinter seinem Buch gesessen.“ (Lara Meffert)

„Falls er nochmals an unsere Schule kommt, würde ich ihm liebend gerne nochmals zuhören.“ (Evelyn Dortmann)

Alle dankten dem Autor für seine persönlich überzeugende und literarisch fesselnde Präsentation.

 

 

Text

Benedicte Schödl

Bilder

Matthias vom Dorp

 

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