Hadamar – Ein Ausflug in die Vergangenheit

Am Montag, den 27. Januar und Dienstag, den 28. Januar besuchten die Klasse 10a, 10b und 10c im Rahmen des Faches Geschichte die Euthanasie-Gedenkstätte in Hadamar. Ein Erlebnisbericht:

Wir stehen auf einer großen Rasenfläche, ohne Kennzeichnungen und ohne Gräber.

Doch liegen hier tausende Menschen begraben. Opfer des Nationalsozialismus.

Menschen, deren Leben vernichtet wurde, weil es als nicht lebenswert erachtet wurde.

Der Wind weht uns durch das Haar und wir spüren, wie die Kälte uns betäubt.

Niemand möchte hier länger verweilen.

Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, nur vereinzelt sind Worte der Trauer und der Empörung zu vernehmen.

„Mensch, achte den Menschen.“

So lautet die Inschrift des Mahnmahls von Hadamar, das wir heute gemeinsam mit den anderen Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen des Goethe-Gymnasiums besichtigen. Es soll an die Opfer des sogenannten T-4 Programms erinnern, der gezielten Tötung kranker und behinderter Menschen im Dritten Reich. Der Anlass der Exkursion im Fach Geschichte ist der jährliche Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und der Befreiung des KZ in Auschwitz am 27. Januar.

In der Gedenkstätte werden wir ausführlich über die beiden Mordphasen, über die Opfer sowie die Täter informiert. Wir lernen ihre Sichtweise kennen und werden uns auf diese Weise nach und nach des vollen Umfangs der grausamen Geschehnisse bewusst.

Wir hören von einem skrupellosen Arzt, der jeden Morgen entschied, wer getötet werden sollte.

Wir hören von einer Krankenschwester, die von der Richtigkeit dieser Morde überzeugt war. Wir hören von zwei jüdischen Jungen, die niemand vor der Grausamkeit des totalitären Staates bewahren konnte.

Und wir besuchen die Orte, an denen diese Gräueltaten stattfanden.

Wir stehen in der Scheune, in welcher die Busse während der ersten Mordphase täglich neue Opfer einlieferten.

Wir schreiten die enge Treppe in den Keller hinab, in welchem tausende Menschen eines grausamen Todes gestorben sind – ein beklemmendes Gefühl.

 Dabei wurde das Vorgehen von den Nationalsozialisten doch als „Euthanasie“ bezeichnet, als „schöner Tod“.

Allerdings war das T-4 Projekt trotz umfangreicher Verschleierungsversuche zu auffällig und wurde nach acht Monaten vorläufig eingestellt.

Bis dahin waren schon über 10000 Menschen getötet worden.

Doch die Verantwortlichen sind entschlossen gewesen, das Programm fortzuführen. Also haben sie die Tötungsmethoden geändert: Nun hat man den Menschen Medikamentenüberdosen gegeben und sie gezielt verhungern lassen.

Die zweite Mordphase begann. Sie forderte 5000 Tote.

Zurück in der Schule diskutieren wir in der nächsten Geschichtsstunde über die Notwendigkeit einer solchen Exkursion.

Wir stellen fest, dass es wichtig ist, sich an die Geschichte unseres Landes zu erinnern und die Fehler der Vergangenheit nicht zu vergessen, damit sie sich nicht wiederholen.

Wir stellen fest, dass es auch in der Gegenwart wichtig ist, nicht pauschal über das Los vieler Menschen zu reden, sondern sich gezielt mit den einzelnen Schicksalen auseinanderzusetzen, damit sich eine solche Ausgrenzung niemals wiederholt.

Wir stellen fest, dass es wichtig ist, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen, sich Ungerechtigkeiten bewusst zu werden und auf diese hinzuweisen, um nicht zuzulassen, dass sich eine solche Grausamkeit jemals wiederholt.

 

Text Jan Wolke, Klasse 10a

 

Zurück