Hate-Speech im Internet - FAZ-Redakteurin besucht Goethe-Gymnasium

Als am 31. Januar 2019 die FAZ-Redakteurin Frau Stefanie Michels den Mehrzweckraum des Goethe-Gymnasiums betrat, schauten sie neugierige und erwartungsvolle Augen des LK-Deutsch (Frau Schödl und Herr Vogt) und des LK-Sozialkunde (Frau Wittfeld) an. Hate-Speech war zuvor im Unterricht theoretisch Thema und sollte nun durch den Bericht aus der täglichen Realität eines jungen Medienprofis aufgearbeitet werden.

Dass es gerade eine Vertreterin der altehrwürdigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewesen ist, die sich mittlerweile auch auf sozialen Medien präsentiert, verdanken wir Frau Schödl, die ihre Kontakte 2018 anlässlich des Schülerwettbewerbs „Jugend schreibt“, an dem sie mit Schülerinnen und Schüler teilgenommen hatte, nutzte und Frau Michels gewinnen konnte.

Die junge Frankfurterin ist leitende Redakteurin für social media bei der FAZ und hat mit ihrem Team tagtäglich mit den Netzkommentaren der User zu tun: Facebook, Twitter, Snapchat, Instagram etc. Frau Michels erzählte aus ihrer Praxis und interessierte sich für das Nutzerverhalten unserer Schüler, um diese Erkenntnis möglicherweise in die Konzeption der Zeitung einfließen zu lassen.

Nach einer kurzen Klärung der gesetzlichen Rahmenbedingungen (Grundgesetz, Strafgesetzbuch) ging es daran, Merkmale von Hassrede zu erarbeiten. Täglich müssen ca. 1000 Kommentare auf FAZ-Net und ca. 6000 Posts auf Facebook gesichtet und einer „Prämoderation“ unterzogen werden. Inakzeptable Texte werden dann – gemäß den hauseigenen Richtlinien, die allen Usern zugänglich sind – gelöscht, problematische Texte werden kommentiert.

Die FAZ geht dabei nach den drei Prinzipien vor: Regeln aufstellen – Regeln einhalten – ggf. Gegenstrategien entwickeln. Beim Erkennen problematischer Texte unterstützt intelligente Software (KI) die Arbeit der Redakteure.

Gegenstrategien zielen zum einen ab auf „Entmachtung“ der Hassredner, zum anderen auf „Ermächtigung“ der Angegriffenen, so dass die Arbeit der Social Media Redakteure eine zivilisierte Streitkultur ermöglicht: Kritik ist erwünscht, aber im Rahmen respektvoller Achtung des Gegners.

Die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums beteiligten sich lebhaft, stellten Fragen, bezogen z. T. Gegenposition und ergänzten durch eigene Erfahrungen die Darlegung der Referentin.

Die drei Stunden mit Frau Michels waren für beide Seiten ein großer Gewinn, was nicht zuletzt auf den lebendigen Umgang mit den Schülern und ihre altersbedingt größere Nähe zu den sozialen Medien zurückzuführen ist, wovon bei uns älteren Lehrern nicht immer ausgegangen werden kann.

Das Goethe-Gymnasium plant, diesen Kontakt mit der hochrangigen Mitarbeiterin fortzuführen, da die Arbeit an diesem Thema hervorragend die Medienarbeit an unserer Schule ergänzt, die sich bislang nur auf die Orientierungsstufe (Handygebrauch und Cybermobbing) konzentriert hat.

Thomas Schuster

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