Klamms Krieg – eine Theateraufführung im Klassenraum für die MSS 12

Auch dieses Jahr fand am Goethe-Gymnasium erneut eine Aufführung des Einpersonenstücks „Klamms Krieg“ für den Deutsch-Leistungskurs sowie zwei Grundkurse der MSS12 statt.

Markus Angenvorth spielte den Deutschlehrer Herrn Klamm, während die Schüler nicht nur Zuschauer waren, sondern auch die Schauspieler einer schweigenden Klasse. Das Stück beginnt mit Klamms Eintritt in den Klassenraum, wo er einer stillschweigenden Klasse gegenübersteht. Die Schüler strafen ihren Lehrer dafür, dass sich ihr Mitschüler Sascha das Leben nahm, nachdem Klamm ihm einen Notenpunkt zu wenig gegeben hatte, um sein Abitur zu bestehen. Sascha, der sechs Punkte für sein Abitur benötigt hätte, bedankte sich bei seinem Lehrer für die fünf Punkte, da er „Schlimmeres erwartet hätte“. Anfänglich versucht Klamm, die Klasse von seiner Unschuld und von seinem guten Verhältnis zu seinem Schüler zu überzeugen, was jedoch auf eine Mauer des Schweigens prallt. In den folgenden Stunden gerät Klamm in einen Wahn, getrieben von seiner Überzeugung der Unschuld, in dem er über seinen „Lieblingsschüler“ Sascha reflektiert sowie über das gesamte System des Gymnasiums und dessen Wert, den Beruf des Lehrens und dessen Konflikt zwischen Nähe und Distanz sowie die Verantwortung seiner Kollegen. In einer seiner letzten Stunden betrinkt sich Klamm vor seinen Schülern und gibt zu, dass Sascha vor seinem Suizid vor seiner Haustür stand und ihn um die sechs Notenpunkte angefleht hat, da er sich sonst das Leben nehmen würde. Klamm gibt zu, dass er seinem Schüler die Tür vor der Nase zugeschlagen hat und seine Note von sechs auf fünf Punkte herabsetzte. Doch auch diese schockierende Offenbarung trifft auf das Schweigen der Klasse und Klamm spielt mit dem Gedanken des Suizids vor der Klasse. Herr Klamm verlässt die Schule nach dieser letzten Stunde; ob er wiederkehren wird, bleibt offen.

Nachdem sich Markus Angenvorth umgezogen hatte und ein paar Worte zu dem Stück sagte, durften die Schüler für den Rest der Stunde mit Herrn Angenvorth ins Gespräch kommen. Einige waren sichtlich überrascht von dem Wandel von der Rolle des Klamm hin zum Schauspieler Markus Angenvorth, und es kam zu einem regen Austausch, bei dem alle feststellen konnten, dass sein Charakter ganz anders ist als der von ihm auf der „Bühne“ dargestellte. Auch für erfahrene Theaterbesucher war dieses Stück etwas ganz anderes als die Inszenierungen auf großen Bühnen, denn die Atmosphäre, die der reale Klassenraum kreierte, sorgte für einen besonderen Bezug zwischen den Schülern und dem Theaterstück. Ganz klar war dieses Stück hautnah an der Realität des Schulalltags dran, was dafür sorgte, dass alle Zuschauer gebannt zusahen, mitfieberten und teilweise zusammenzuckten, als Klamm vor Wut auf den Tisch schlug oder aus dem Fenster schrie. Alle Schüler waren begeistert von Herrn Angenvorths schauspielerischer Leistung, und dieses Theaterstück war für alle Beteiligten eine Bereicherung. Auch wenn einige Schüler zugaben, etwas ganz anderes, etwas Langweiligeres erwartet zu haben, waren am Ende alle fasziniert und mehr als positiv überrascht. Ganz bewusst wurde im Unterricht zuvor das Stück nicht vorbereitet, denn jeder sollte ganz unvoreingenommen die Theateraufführung genießen, was zu regen Reflexionsgesprächen mit Herrn Angenvorth und später während der Nachbereitung im Unterricht führte. Auch die Frage der Schuld unter Betrachtung vielfältiger Faktoren und Aspekte war Teil des Unterrichts, was zu einer breiten Beteiligung der Schüler führte. Insgesamt war die Aufführung des Stücks „Klamms Krieg“ erneut ein voller Erfolg und stieß auf große Begeisterung bei der Schülerschaft.

 

Text Charlotte Bödecker MSS12
Bilder Benedicte Schödl; Christa Habscheid

Zurück