Schülerinnen und Schüler der Geschichtskurse 12 testeten ein interaktives Zeitzeugeninterview mit Inge Auerbacher
Wenn Überlebende der Shoa berichten, berühren sie uns oft zutiefst: Sie finden Worte ohne Groll und Zorn für eine Unmenschlichkeit, die uns sprachlos macht. Ihr Einsatz für die Würde des Menschen ist glaubhaft. Mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen, ist ein großes Geschenk.
Damit auch künftige Generationen Zeitzeugen „erleben“ können, erarbeitet das Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt interaktive Interviews mit Kurt Meyer und Inge Auerbacher. Beide emigrierten nach der Schoa aus ihrem Vaterland Deutschland in die USA, wo Mitarbeiter des Exilarchivs sie eine ganze Woche lang befragten. Mit Hilfe eines KI-unterstützten Programms werden die aufgezeichneten Antworten den Fragen zugeordnet, die Interessierte per Micro oder Tastatur stellen.
Um das System zu „trainieren“, besuchten Dr. Christiane Schwerdtfeger und Dr. Anna Sophia Nübling vom Exilarchiv am 20. März 2024 das Goethe-Gymnasium. Hier sorgte Herr vom Dorp dankenswerterweise im Hintergrund kompetent und engagiert wie immer für ein perfektes Funktionieren der Technik. Begleitet von ihren Fachlehrern Herrn Dr. Bohn, Herrn Gutjahr und Frau Krambrich sowie Frau Knopp lernten die Schülerinnen der Geschichtskurse 12 zunächst in arbeitsteiliger Gruppenarbeit den Lebenslauf Inge Auerbachers kennen. Dann stellten sie ihre Fragen und testeten so das Programm. Abschließend diskutierten sie Qualitätsmerkmale, Chancen und Grenzen digitaler interaktiver Erinnerungsarbeit.
Die Schülerinnen und Schüler bewerteten das Interview differenziert:
„Dass man dazu ‚gezwungen‘ wird, sich selbst Gedanken zu machen und Fragen an Inge Auerbacher zu formulieren, fand ich sehr gut.“
„Positiv: Die Antworten kamen von Inge persönlich. Negativ: Es ist unklar, welche Themen man ansprechen kann.“
„Gefallen hat mir, dass es eine echte Zeitzeugin war, mit der gesprochen werden konnte. Die informativen Texte und Erzählungen von Inge Auerbacher waren interessant. Nicht gefallen hat mir, dass einige Fragen von ihr nicht verstanden und somit nicht beantwortet wurden. Es kam lediglich die Antwort ‚Bitte sprich deutlicher‘ und ‚Formuliere die Frage anders‘.“
Die Schülerinnen und Schüler haben also in der Anwendung unter möglichst realen Bedingungen Schwachstellen des Programms aufgespürt. Damit ist der Zweck des Beta-Tests erreicht.
Zumindest eine(r) stellte dabei fest: „Mit einer realen Person kann man besser kommunizieren, denn Emotionen sind eher spürbar.“ Ein Plädoyer für Handy-freie Zeiten?
Text | Elisabeth Knopp |
Bild | https://fragnach.org/inge-auerbacher/ |