Schulleiter mit Herz verabschiedet

Joachim Baldus, langjähriger Schulleiter, versierter Fachwissenschaftler, leidenschaftlicher Pädagoge und Mensch mit Herz wird nach über 35-jähriger Wirkungszeit in einem Festakt am Goethe-Gymnasium in Bad Ems verabschiedet.

„Die Sonne strahlt vom Himmel, obwohl der Himmel eigentlich weinen müsste“ – so begrüßte der zweite stellvertretende Schulleiter, Klaus-Dieter Weldert, die zahlreichen Gäste, die sich zum feierlichen Festakt in der Turnhalle des Gymnasiums einfanden, um Joachim Baldus in den „vorzeitigen Ruhestand“ zu verabschieden.

Es war ein Abschied, der an Herzlichkeit, Innigkeit und gelebtem Miteinander wohl kaum überboten werden kann: eingerahmt durch die musikalische Gestaltung der Musikensembles der Schule, geprägt durch innig-emotionale, wertschätzende und dankende Worte, getragen vom Geist einer Schulgemeinschaft, die nicht nur zusammen lebt, sondern zusammen lernt: das konnte man von der ersten bis zur letzten Minute des Festaktes spüren.

Gekommen waren Landrat Frank Puchtler, Bürgermeister Uwe Bruchhäuser der Verbandsgemeinde Bad Ems, der noch amtierende Stadtbürgermeister Armin Wenzel aus Nassau, Vertreter des Schulelternbeirates, des Fördervereins, Schulleiterkollegen sowie ehemalige Kolleginnen und Kollegen, ehemalige Schülerinnen und Schüler und selbstverständlich das gesamte Kollegium, Schülervertreterinnen und ‑vertreter, um dabei zu sein, wenn die Leitende Regierungsschuldirektorin Irmgard Schneider den weit über Bad Ems hinaus bekannten Schulleiter aus dem Dienst des Landes Rheinland-Pfalz entlassen würde.

Irmgard Schneider wünschte das, was alle Beteiligten im Verlauf der Feier miterlebten: „eine eindrucksvolle Abschiedsfeier“ und überbrachte Grüße der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin, Stephanie Hubig, der Leiterin der Schulaufsicht der ADD Trier, Regierungsschuldirektorin Gudrun Paul.

Nach dem Studium der Anglistik und Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und Referendariat am Studienseminar in Kaiserslautern unterrichtete Baldus zunächst in Zweibrücken, Pirmasens und Traben-Trarbach sowie am Mons-Tabor-Gymnasium in Montabaur, wurde 1991 pädagogischer Leiter der gemeinsamen Orientierungsstufe am Westerwald-Gymnasium in Altenkirchen und 1996 erster stellvertretender Schulleiter des Goethe-Gymnasiums in Bad Ems; im Jahr 2000 übernahm er die Leitung des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Westerburg, von wo aus ihn sein Weg 2006 ins Referat der Schulaufsicht nach Koblenz führte – ein „kompetenter Kollege“, menschlich und fachlich hoch geschätzt; doch seine Liebe zur „freien pädagogischen Wildbahn“, so Schneider, führte zurück nach Bad Ems: 2008 übernahm er die Stelle des Schulleiters in Nachfolge des verstorbenen Dr. Wolfgang Schwarz.

„Spuren seines Wirkens sind überall zu finden“, so Schneider, die die in allen Bereichen des schulischen Lebens von Baldus initiierten und erfolgreich ausgeführten Aktivitäten hervorhob, die über die Bezirksgrenzen hinaus, sogar bundesweit geschätzt werden. Zu Baldus’ Verdiensten zählten nicht nur seine schier unendlich eingesetzte Energie und Fachkompetenz, seine Kommunikationsfähigkeit und sensible Führungskompetenz, sondern unter anderem auch seine Arbeit in der Lehrplankommission des Landes Rheinland-Pfalz, als Vorsitzender der Abitur-Prüfungskommission des Landes im Fach Englisch, seine Mitarbeit am Institut für Qualitätsentwicklung in Berlin (IQB), sein Engagement hinsichtlich der Schulpartnerschaften mit Amerikanischen High-Schools, die Mitarbeit an Oberstufenlehrwerken für das Fach Englisch. Baldus habe vor allem „auch Spuren in den Herzen“ hinterlassen, so Schneider. Ein „Lehrer und Mitarbeiter in verantwortungsvollen Positionen, mit dem zu arbeiten es Freude macht, weil das, was er anpackt, auch klappt“ sei Baldus, aber auch jemand, der es gelernt habe, „die Spur seines Schweißes zu verwischen, die sein Weg gekostet“ habe (Ebner-Eschenbach). Sein Unterricht sei stets „Quelle der Freude“ für alle Beobachter gewesen – und, was aus den Dankworten aller Redner hervorging, selbstverständlich auch für Schülerinnen und Schüler. Es sei der „Baldus-Effekt“, der auch am Goethe-Gymnasium spürbar sei: ein Wirken, das, von Offenheit und Kommunikationsfähigkeit getragen, alle Beteiligten zu Demokratiefähigkeit führe.
Dass dies auch ein großes Verdienst von Anne Baldus, Ehefrau von Joachim Baldus, sei, wurde mehrfach wertschätzend und dankbar von Irmgard Schneider betont.

Dass der „Name (Baldus) Botschaft“ sei, betonte Landrat Frank Puchtler in seinem Grußwort, und er dankte dafür, dass Baldus sich gleich „zweimal für das Goethe-Gymnasium entschieden“ habe. Puchtler betonte hierbei den positiven Wert des „Gymnasiums“, einer Schulform, die junge Menschen zur Reife führe und forme, und wies in diesem Kontext auf den „guten Geist, der durch eine Schule weht“, auf Baldus’ Geist als „Geheimnis des Goethe-Gymnasiums“, hin. „Joachim Baldus hat mehr als nur einen Job gemacht“, würdigte der Landrat, und er hob hervor, dass das Goethe-Gymnasium nicht nur eine Schule sei, auf der „Gymnasium drauf(stehe)“, sondern auch „Gymnasium drin(sei)“ und verband dies mit dem Stolz auf einen Schulleiter, auf einen Menschen wie Joachim Baldus, den alle – „mit seiner klaren Sprache, aber immer auch charmant verpackt“ gerne noch länger als Schulleiter gesehen hätten.
Für die Direktorenvereinigung sprach Thomas Wittfeld, Schulleiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Westerburg und ehemaliger erster Stellvertreter des Goethe-Gymnasiums, und brachte Dank und Anerkennung sowohl offiziell auf beruflich-kollegialer als auch auf persönlich-freundschaftlicher Ebene zum Ausdruck: als herausragender Schulleiter sei Baldus hoch geschätzt, sein unerschöpfliches Engagement und Temperament habe er stets zum Wohle der Schule eingesetzt. Die Lücke, die er auch in der Direktorenkonferenz hinterlasse, sei eine große. Dass Wittfeld Baldus zum Abschied als (eines von drei) Geschenk(en) ein von Klaus-Dieter Weldert und Thomas Wittfeld persönlich signiertes Bayern München-Trikot überreichte, war – so Wittfeld – „frech“, aber schließlich auch Teil des über die berufliche Arbeit hinausgehenden kreativ-sportlichen Miteinanders.
Hermann Bubinger, Vorsitzender des Schulelternbeirates, dankte ebenso für die stets im Sinne der gesamten Schüler- und Elternschaft engagierte Arbeit des Schulleiters und hob hervor, dass – auch und vor allem Dank Baldus – „das Goethe-Gymnasium ’ne Marke“ sei.  Dies bestätigte schließlich auch Dirk Wiedenhues, der als Vorsitzender des Fördervereins vor allem Baldus’ „Idee von der perfekten Schule“, für die er stets mit Warmherzigkeit, „beharrlich und stringent“ auf- und eingetreten sei, wertschätzend hervorhob.
Besondere Glückwünsche wurden dem aus dem Dienst scheidenden, stets auch überregional  aktiv-engagierten Schulleiter über drei Videobotschaften vermittelt, in denen Weggefährten Baldus’, Schülerinnen und Schüler, Kommilitonen und Freunde das pädagogisch und fachlich nachhaltige Wirken wertschätzend und liebevoll würdigten: So grüßten über die Großleinwand sein langjähriger Studienfreund und Vater des Patenkindes, jetziger Präsident der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, weiterhin sein Mit-Autor des noch immer gültigen Lehrplans Englisch für die gymnasiale Oberstufe, Herr Prof. Dr. Wolfgang Hallet. Gemeinsam mit Prof. Hallet wird Joachim Baldus in Zukunft ehrenamtlich  im Bereich der Hochbegabtenförderung der Kultusministerkonferenz in Berlin für die Fremdsprachen tätig sein. Schließlich überbrachten auf diesem Wege auch frühere Englisch-Leistungskursschüler aus verschiedenen Etappen seines fachlich-pädagogischen Wirkens Dank und Anerkennung.

Herzlich-dankbare Worte der Wertschätzung brachten ebenso die Schülervertretung sowie der Leistungskurs Englisch der Jahrgangsstufe elf, der von Joachim Baldus unterrichtet wird, zum Ausdruck: Ganz deutlich ging aus den Worten der Schüler hervor, dass Baldus als Schulleiter und Lehrer „fundamentale Bausteine“ für ein gelingendes Zusammenleben sowie entscheidende Fachkenntnisse vermittelt hat.
„Wir haben uns immer als Teil des Großen und Ganzen“ gefühlt, so die Worte der Schüler, die warmherzig einen Schulleiter und Menschen mit Herz verabschiedeten.

Für die Fachschaften sprachen schließlich Dr. Cornelia Irblich (Englisch) sowie Martina Rheinspitz (Katholische Religion): Dank und Anerkennung – immer auf beruflich-kollegialer, aber auch auf persönlich-menschlicher Ebene, wurden zum Ausdruck gebracht. Stephanie Güth, ehemalige Schülerin in Baldus erstem Englisch-Leistungskurs in Westerburg und nun Kollegin für Englisch und Biologie in Bad Ems, veranschaulichte „in Person“, wie wirksam-überzeugend und nachhaltig Baldus’ Arbeit war und ist. Ihr Dank galt – wie zuvor mehrfach geäußert – der Arbeit des Lehrers und Schulleiters, der mit Herz und Verstand zu begeistern wusste.

Als Vertreter des Personalrates boten Martin Bröcker und Uschi Becker eine Revue dar, die – musikalisch „Über den Wolken“ schwebend – biografische Stationen Baldus’ durch Bild und Musik wiedergaben: Dank und Anerkennung waren auch hier das Fazit.

Geschenke der Schulgemeinschaft, die im Anschluss überreicht wurden, waren in Anbetracht der zahlreichen Worte der Innigkeit eine weitere Ausdrucksform der Wertschätzung und neben den Rosen, die die musizierenden Schüler jeweils an Joachim Baldus übergaben, würdiger Teil der Feierstunde.

Als Irmgard Schneider nach über zwei Stunden die Entlassungsurkunde verlas, war dies ein scheinbar historischer Augenblick, dem alle Anwesenden trotz der großen Hitze fast atemlos, dankbar und emotional beiwohnten.

Schließlich ergriff Joachim Baldus das Wort:
„Glück, Sprachlosigkeit und gute Gemeinschaft“, die Freude, „an einem Ziel zu arbeiten“ – Überwältigung und Dankbarkeit, ein Abschied schweren Herzens – vor allem von der Schülerschaft – und Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man merkte Joachim Baldus an, dass er das, was über ihn gesagt wurde, auch lebt: Herzlichkeit, Emotionalität, die Liebe zum Beruf, die Kraft, Hürden (nicht nur sprachlich) galant zu meistern, die übergroße Nähe und Menschlichkeit, die sein Auftreten stets auslöst – all das zeigte sich am Ende des Festaktes.

Musikalisch untermalt, stimmungs- und schwungvoll gestaltet, wurde der Festakt – nach einem „Begrüßungsjazz“ durch die Gruppe Sarah & Friends durch die Bläserklassen, die Symphonic-Band, das Schulorchester und den Mittel- und Oberstufenchor sowie die Lehrerband, die mit „Locomotive Breath“ – möglicherweise metaphorisch – den langen Atem eines engagierten Pädagogen und Fachwissenschaftlers musikalisch gekonnt zum Ausdruck brachten.
Dass Baldus spontan in „Time Warp“ des Mittel- und Oberstufenchors integriert wurde und sich musikalisch-tänzerisch galant und harmonisch als „front-dancer“ einfügte, war Symbol für seine Nähe zu  Schülerinnen und Schülern sowie Ausdruck seiner herzlichen Lebensfreude – nicht nur er war davon begeistert.

„What a wonderful world“ spielte das Schulorchester zum Ende des feierlichen Aktes – wenn ein Schulleiter mit diesen Worten verabschiedet wird, wenn der Lobpreis auf die „schöne Welt“ in einem solchen Kontext erklingt, spricht das Bände.

Das Goethe-Gymnasium verabschiedet mit Joachim Baldus einen Schulleiter, dessen zutiefst einfühlsames, herzliches und überaus engagiertes Wesen die „wonderful world“ des Goethe-Gymnasiums zu einem sehr großen Teil geschaffen, geprägt und weiterentwickelt hat. Mit standing ovations würdigten alle Anwesenden Baldus’ Tätigkeit und ein lang anhaltender Applaus brachte zum Ausdruck, dass ein Schulleiter mit Herz verabschiedet worden ist.

 

Text Benedicte Schödl  
Bilder Bettina Brand www.fotostudio-brand.de
  Carina Kerbs  

 

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