FOLGE 5

 

Ein Germanist aus Bad Ems:
Adolf BACH

(* Bad Ems 1890 — † Bad Ems 1972)

Der „Altmeister“ der deutschsprachigen Namenkunde verfügte als hochgeschätzter Germanist und Romanist über ein sehr breites Forschungs- und Publikationsspektrum, das sich über Sprachgeschichte, Landes- und Kulturgeschichte, Volkskunde bis hin zum sehr lesenswerten Buch über unseren Namenpatron GOETHE und dessen rheinischen Kreis erstreckt. Einige Arbeiten des Emser Ehrenbürgers haben heute noch Bestand, die hiesige Adolf-Bach Promenade erinnert an ihn. Auf die in Erwägung gezogene Benennung unserer Schule nach A. BACH wurde 1949 (vgl. Folge 6) schließlich zugunsten des „Dichterfürsten“ selbst verzichtet.

 

Zu seinem Lebenslauf nach der Schule nur kurz:

Nach Studium in Kiel, Oxford und Paris (Sorbonne), vier Jahren Kriegsdienst wurde er in der Krisenzeit der frühen Weimarer Republik zunächst Studienrat, dann Dozent und Professor an der Universität Bonn im ‚Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande‘ (Abteilung Mundartforschung und Volkskunde). Die dort schon früh gepflegte interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sprach- und Landesgeschichte und Geographie war und ist bis heute beispielgebend. Seine NS-Mitgliedschaft, zeittypisch ab 1933, setzt ihn in ein gewisses Zwielicht1. Hochdekoriert (Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern) und als Mitglied ausländischer Wissenschaftsakademien, arbeiteten er und seine Ehefrau Lili bis zum Schluss in Bad Ems für die Schriftleitung der ‚Nassauischen Annalen‘.

 

BACH, Sohn eines alteingesessenen und recht wohlhabenden Emser Textilkaufmanns, wurde 1900 als Sextaner nach einer Aufnahmeprüfung am damals lateinlosen Emser Realprogymnasium eingeschult. Obwohl zwei Jahre jünger als der Klassenprimus, der 6 Jahre (!) die Volksschule besucht hatte, erreichte der anfangs kränkliche, aber überaus strebsame Bach (zähes und stetiges Ringen) als Primaner schließlich Position eins in seiner Klasse. Bach erlernte selbstverständlich Schwimmen (Schwimmanstalt in der Lahn) und insbesondere Rudern (siehe Beitrag Sportlerleben anno 1929).

Viele weitläufige Schulwanderungen in die Umgebung dienten der allseitigen Ausbildung der Persönlichkeit (Natur, Limes, Heimatkunde). Hervorzuheben wären die 1900-1903 sensationellen Ausgrabungen des Römerkastells Holzhausen oder des Keltendorfs bei Neuhäusel, bei denen die Schüler mittun durften!

 

Im Rückblick imponierten B. die beiden Oberlehrer, der Altphilologe Prof. Dr. Wilhelm Hofmann und der Emser Dr. Theodor Maxeiner in Englisch und Französisch.

 

Vieles registrierte der aufgeweckte Junge genau und schrieb es nieder: z. B. die Arbeit der vielen Handwerksbetriebe und die zahlreichen Dienstboten, die dem weltstädtischen Kurbetrieb dienten, die höheren Töchter aus Ems, die längere Zeit in England gewesen waren und elegant lawn tennis spielten, die prachtvoll ausstaffierten Mietkutschen oder die Konzerte weltbekannter Orchester und Solisten, aber auch den  ‚Schulskandal‘ der reinen Jungenschule um die von etlichen Primanern umworbene Haushaltshilfe des Direktors, der seine Dienstwohnung im Schulgebäude hatte. Vorträge im Emser Kolonial- bzw. Flottenverein begeisterten und erweckten Fernweh. Um 1906 nach dem „Einjährigen“ (vgl. Folge IV) ein komplettes humanistisches Abitur zu erhalten, wechselte B. in die großherzogliche Residenzstadt Darmstadt an das altsprachliche Ludwig-Georgs G. – nicht ins preußische Koblenz an das damalige Kaiserin-Augusta-G. (Görres-G.).

 

 

 

 

1 Eine Gestapo Beurteilung als „charakterlich negativ, weltanschaulich undurchsichtig“ spricht für ihn. Seine Jugenderinnerungen ‚In süßen Freuden ging die Zeit. Ein Buch von Jugend und Heimat‘ reichen bis 1909 und sind teilweise in den Bombennächten zwischen 1942 und 1944 entstanden. Seine dort zu findende Ablehnung des NS, „Statthalter des Bösen … und ihrer Schandtaten“, muss allerdings quellenkritisch relativiert werden, da dieses Buch erst 1958 publiziert wurde.

 

Weitere Informationen unter anderem bei de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Bach

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